Tee und Frieden sind ein Geschmack, um in der Sprache der Teezeremonie zu bleiben, wo es heißt "cha zen ichi mi“ (Tee - Zen - ein Geschmack).

Ich möchte Tee und Frieden als einem geistigen Raum entspringend bezeichnen, als eine Sprache. Eine Schale Tee mit jemand zu teilen, versetzt mich augenblicklich in einen gemeinsamen Raum und verbindet mich mit allen Anwesenden auf einer tiefen menschlichen Ebene, auf der auch empfundene Gegensätze hinter einer umfassenderen Wirklichkeit zurücktreten.


den gesamten Text des Rundbriefs findet ihr auf camino abierto hier auf der Webseite.


alwin July 2022




KA WA SEI JAKU


Diese vier "Gedankenräume" - Ehrfurcht, Harmonie, Reinheit und Stille, bilden in der japanischen Teezeremonie ein Ganzes und formen sich zu konkreten Sinneseindrücken, Handlungen und Haltungen. 


HARMONIE - jap. WA


Wer eine Teezeremonie vorbereitet, wird den Teeraum so gestalten, dass er eine Empfindung der Harmonie hervorruft, in die eingebettet, die Begegnung zwischen den Gästen und mit dem Gastgeber stattfindet.

Die Teegeräte zur Teezubereitung werden dazu gezielt ausgewählt, in Abstimmung mit der Jahreszeit, den eingeladenen oder zu erwarteten Gästen, dem Thema der Zusammenkunft; und alles im Raum so angeordnet und bewegt, dass die bestmögliche Entfaltung von Harmonie in den Gästen unterstützt wird.

Dazu gibt es in den Teeschulen eine Vielfalt an konkreten Handlungshinweisen und Ordnungs-prinzipien. Oft wird dies in Bildern, Poesie oder Inspiration ausgedrückt, wie in Rikyus bekannten Chabana


"Ordne die Blumen so, wie sie auf dem Felde wachsen." Sen No Rikyu


Aber auch der Tee selbst trägt maßgeblich zur Harmonie bei. Er fördert im Lebendigen was unterversorgt oder zu wenig stattfindet und mildert oder bremst was überschüssig oder zuviel ist.

Da vom Absoluten aus betrachtet immer alles in Harmonie ist, kommt es wesentlich auf den Bezugspunkt an, wie das Geschehen und das Gesehene erfahren wird.

Die bewusste harmonische Ausgestaltung der Teezeremonie schafft den Raum für die bestmögliche Präsenz und gleichzeitig Empfänglichkeit für das was im Augenblick ist und was in die Wahrnehmung tritt.

Somit führt und begleitet die Teezeremonie die Menschen dabei, den Ausgangspunkt ihrer Wahrnehmung nach Innen zu richten und dort zu verankern.

Von hier aus gestalte den Teeraum und bereite eine köstliche Schale Tee.


Danke für Eure Aufmerksamkeit


Alwin im Mai 2022


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EHRFURCHT- (jap. KEI)


Erste Annäherung


Das Wort Ehrfurcht, wie aus einer alten Zeit kommend, drückt es für mich ein intimes Erleben aus. Eine Art Ergriffenheit aus dem Innen heraus, welche nicht erzeugt werden kann. Es ist ein eindeutiges, wie gleichzeitig sich dem Begrifflichen entziehendes Empfinden, das als Geheimnis auch geschützt bleiben will.


jutta - mokokūmo berührt mit diesem Geheimnis ohne es zu benennen:



„die Schönheit 


im Vergänglichen


spiegelt


DEN KLANG


DES EWIGEN"


(mokokūmo)



Zweite Annäherung


In der Teezeremonie ist die Begegnung von Gästen, Gastgeber und der sie umgebenden Natur in "diesem Moment ", einzigartig und nur Jetzt. Nichts kann weggenommen oder hinzugefügt werden, unwiderruflich und nicht wiederholbar.


In der Teezeremonie liegt in der Betrachtung der Teeschale des Chawan, in dessen einzigartiger Form und Farbenspiel, ein Geheimnis verborgen. Je nach Licht und Schatten wandeln sich Farben und Strukturen. Kommt dann das smaragde Grün des Matcha und dessen Weichheit als Schaum hinzu, ist es eine Fülle an Empfindungen, Geruch, Geschmack und Haptik, die mich ergreift. Jede Schale ist ein einzigartiges Zusammenspiel dieses einen Moments.


Jede Schale reinigt sich dabei anders mit dem Chakin (Leinentuch) und erzeugt beim ausgießen einen ihr eigenen Klang.


Ein Berührtsein in und mit diesem Geheimnis geht oft einher mit einer Reaktion des Staunens und einem Gefühl der Demut, womit sich der Kreis zur Ehrfurcht wieder schließt.



Danke für Eure Aufmerksamkeit


alwin im März 2022


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REINHEIT-  jap. SEI

 

In der Teezeremonie reinigt man mit einem Tuch sowohl die Teeschale, die Teedose, als auch den Teespatel. Natürlich sind diese bereits vom "Schmutz" befreit und es wäre diesbezüglich nicht nötig. Tatsächlich vollzieht sich dabei etwas anderes, das ich bildhaft mit dem bekannten Teesprichwort  "den Staub der Welt hinter sich zu lassen"  beschreiben möchte. 

Während der Reinigung entsteht ein natürlicher Kontakt der Wertschätzung den Gegenständen gegenüber, als auch zum Gegenüber des Handelnden, wie ebenso dem Betrachter. Damit geschieht und ist Achtsamkeit - begonnen in der symbolischen Reinigung auf ganz natürliche Weise anwesend.


Entlang der Teezeremonie gibt es Handlungen, die nicht nur auf die äußere "Reinlichkeit" achten, sondern auch auf die innere Reinheit. So deutet zum Beispiel im Anfangsteil der Teezeremonie, beim Aufnehmen des Wasserschöpfers (jap. Hishaku), der offene Köcher auf das Herz des Gastgebers. Einem Spiegel gleich, ermöglicht er den Blick in das eigene Innere.

Auch der Blick in das geöffnete Tuch (jap. Fukusa) zu Beginn und Ende der Teezeremonie hat auf mich eine starke Wirkung und direkte Schau in die Innerlichkeit.


Was bewirkt all dies ? Diese Innenschau vollzieht sich bei Jedem im Stillen auf die ganz eigene Art. 

Für mich bedeutet Reinheit im Inneren Sinne Absichtslosikeit.  Offenheit für den Augenblick, für den Moment und die Reinheit jeder Sinneswahrnehmung und jedes Gedanken, ist pures Geschenk und Glück.


An der Stelle möchte ich meine Ausführung zu Reinheit beenden und Euch alle Einladen, den Spuren zu folgen und Euch sodann abseits des Weges auf die eigene individuelle Suche zu begeben.


Danke für Eure Aufmerksamkeit.


alwin im Januar 2022


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'Frieden in einer Schale Tee'


‚Nichts, kein Handeln ist voneinander getrennt. Die Teezubereitung und die Einladung zum Tee geschieht in der Hingabe an den Frieden, darin entfaltet sich die menschliche Begegnung im Teeraum. 

In den Aufzeichnungen über die japanische Teezeremonie wird immer wieder die Gleichheit aller anwesenden Personen im Teeraum betont. Personen gleich welchen Ranges begegnen sich als gleichwertig untereinander. Schon mit dem betreten des Teegartens wird der Gast durch kleine Gesten und Hinweise unterstützt  „den Staub der Welt hinter sich zu lassen".  Der Teemeister Rikyu installierte im 15 Jhd. vor dem Teeraum eine Schwertablage, an denen alle Gäste, auch die Samurai unterschiedlicher, manchmal auch gegnerischer Parteien, ihr Schwert ablegten. Sie gaben damit ihre Zustimmung, sich im Teeraum auf die Begegnung von Mensch zu Mensch einzulassen.

Gast und Gastgeber, füllen ihre Aufgabe bestmöglich aus, um gemeinsam in diesen unberührten Raum einzutreten. Die Personen vergessen sich selbst und im Teilen der Schale Tee ist der Frieden präsent.

Ehrfurcht, Reinheit, Harmonie und Stille sind das Spiegelbild das aus dem 'Frieden in einer Schale Tee' herausleuchtet.‘


Jutta und Alwin 
Im November 2021



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Warum es von mir - uns keine online Teezeremonie gibt.


Auf die Frage, ob ich eine online Teezeremonie aufnehmen möchte, um diese in der aktuellen gesellschaftlichen Situation ins Netz zu stellen, möchten Jutta und ich antworten.


Die Qualität der Teezeremonie ist: der im Jetzt, gemeinsam mit den Anwesenden erfahrene und gestaltete Raum. Wir begegnen uns einzigartig und vergänglich  als lebendige Menschen, teilen     unsere Präsenz und trinken als reale Handlung eine Schale Tee zusammen.

Diese Begegnung in diesem Augenblick, ist der Schatz der Anwesenheit, den wir in der Teezeremonie erleben dürfen.


Der Geschmack des Tees, der Duft des Raumes und der Menschen, die Anordnung der Blumen aus der Perspektive des Gastes, der unerwartete Klang des fallenden Wassertropfens, das Surren des Teekessels, die Harmonie der wasserschöpfenden Bewegung, Worte die aus der Stille kommen, das Lauschen dorthinein.


Leben ist Begegnung mit all unseren Sinnen, unermesslich und wunderbar.

Dieses ganzheitliche Geschenk möchten wir nicht zerstückeln. Es käme einer Reduzierung und Komprimierung auf Hören und vor allem Sehen gleich.


Gerade in diesen Tagen ist es die Erinnerung an die Einheit die uns trägt, sowie die Unersetzbarkeit, wie Verletzlichkeit menschlicher Nähe und direkten Kontaktes. Kein Medium kann dies ersetzen.


Darum gibt es keine online Teezermonie von uns. 


Was wir für die Teezeremonie gesagt haben, gilt für mich in vielen Aspekten auch für die Verkostungen, Teeseminare und Beratungen.


Die Begegnung zwischen Menschen in ihrer Ganzheit ist nicht ersetzbar und der Geschmack des Tees ein wunderbarer Mittler, der uns in dieser Präsenz unterstützt.


Mit lieben Grüssen

Jutta und Alwin


26.3.2020


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Ehrfurcht   Reinheit   Harmonie   Stille


Nach Jahren meines Teewegs, sind es immer wieder diese vier Worträume, die für mich inspirierend und leitend sind, wenn ich die Teezeremonie beschreiben soll und auch, wenn ich mich selbst immer wieder rückverbinden möchte.


Achtsamkeit in einer Schale Tee, so nennen Jutta und ich unsere Form der Teezubereitung.
Dabei ist es mir wichtig, die Teezermonie vom strengen japanischen Kontext in unsere Sprache und erleben zu übersetzen.


"Tee und Zen ein Geschmack",  so wird auf poetische und eindrucksvolle Weise der innere Raum geöffnet für die Begegnung in und mit der Teezermonie. In diesem Sinne wird auch jede Teezremonie von uns gestaltet.


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Bei Interesse oder Anfragen zur Gestaltung einer Teezeremonie in deinem oder Ihrem Umfeld oder Räumlichkeiten sind wir offen.


projektwerkstatt@posteo.de


Alwin sept. 2021